Die ersten Selbstanschlußämter in Österreich wurden
mit dem System Dietl
(Amtstechnik) ausgerüstet, die Teilnehmerapparate konstruierte
Johann Förderl.
Die Apparate gab es mit vierstelligem Einstellsystem (für das
Ortsnetz Linz/Donau),
mit fünf Stellhebeln für das Ortsnetz Graz und sechsstellig
für ein Versuchsamt
in Wien.
Der Grundgedanke Förderls war, dem Teilnehmer die Bedienung zu
er-
leichtern: Man glaubte, der Teilnehmer könne sich eine mehrstellige
Ziffernfolge nicht leicht merken. So entstand die von Rechenmaschinen
abgeleitete Stellhebelmechanik. Zu Beginn des Wählvorgangs stellte
der
Teilnehmer die komplette (hier vierstellige) Rufnummer ein, drehte
die
rechts angebrachte Kurbel viermal, bis ein interner Mechanismus den
Ab-
lauf der Wähleinrichtung freigab. Mit emsigem Schnurren wurde
dann die
gewählte Rufnummer als Impulsserie zur Vermittlungsstelle (Amt)
über-
tragen.
Leider war die Idee eine Sackgasse: Bei jeder Erweitung der Stellenzahl
einer Vermittlungsstelle - bedingt durch Zuwachs an Teilnehmern -
mussten alle Teilnehmereinrichtungen um eine Stelle erweitert werden.
Alle Apparate waren auszutauschen! An die Probleme der Landesfern-
wahl gar nicht zu denken!
Aus diesem Grund sind die Stellhebelapparate seltene Einzelstücke.
Beim fotografierten Gerät fehlt die Kurbel
und eine Ziffernleiste.
Auf der pultartigen Fläche vor den Stellhebeln
war eine Platte zur Befestigung
von Notizen montiert - leider fehlt sie.
Ein Blick ins Innere offenbart das komplizierte Stellhebelsystem -leider
fehlen der Übertrager, der Wecker und
der Kondensator.
Die Maße der Befestigungslöcher
der fehlenden Teile:
Übertrager ("Ü", links): 76 mm (Diagonale)
Wecker (Mitte): 72 mm
Kondensator ("C", rechts): 34 mm.
Die Bohrung links neben der Weckerbefestigung
diente zur Befestigung auf einer
Wandkonsole.
Die rechte Seite des Wählmechanismus. Man erkennt den Ansatz der
Kurbel und
das Malteserkreuz, das denWählmechanismus bei genügendem
Aufzug des Feder-
werks freigibt. Die Schraube auf dem Malteserkreuz
ist nicht original.
Die linke Seite des Wählmechanismus. Man erkennt den sehr aufwendigen
Gabel-
Umschalter (oben) und die Kontakte des Wählmechanismus (unten).
Mit einem Schaltbild sollte die Funktionsweise
erklärbar sein.
Die Rückseite des Wählmechanismus mit dem Klemmenbrett.
Der Wählmechanismus von oben (noch ungereinigt).
Ein Blick auf die Bodenplatte von unten. Leider
fehlen die vier Gummifüsse - ob die Füsse
eines ZB-Stufenapparates (Kapsch) oder die
eines tschechischen OB-Stufenapparates
passen?
Die Fiberplatte im Bodenblech diente zur Befestigung zweier Schraubklemmen,
mit denen
der Kondensator befestigt und kontaktiert wurde.
(von oben)
Eine weitere "Baustelle": Der Handapparat...
...vor allem wegen der zaponierten Messingausführung.
Mir bekannte Exemplare des
Förderl'schen Stellhebelapparates sind
in vernickeltem Messing ausgeführt!?
In "Die Selbstanschluß- und Wählereinrichtungen im Fernsprechbetriebe"
von August Kruckow, Friedr. Vieweg, Braunschweig, 1911,
findet sich eine Beschreibung und Abbildungen des Apparates.